Malen weckt Lebensfreude & Gesundheit

Dass man sich durchs Malen gesünder fühlt, erlebte Kunsttherapeutin Brigitte Heizmann. Eine Frau kam mit einer Spucktüte in die Gruppe. Zu Beginn sagte die betagte Dame, es gehe ihr heute gar nicht gut. Sie wollte zunächst nicht mitmachen, wollte nur ein wenig zuschauen. Sie saß auf ihrem gewohnten Platz und schaute den anderen zu. Nach einiger Zeit nahm sie ihre Farben und begann zu malen. „Ich sprach ein bisschen mit ihr, während sie weiter malte“, so Heizmann. Nach einer Weile habe sie ihre Spucktüte in ihrer Tasche versorgt. Zum Schluss habe sie gelächelt und gesagt: „Jetzt geht es mir wieder besser.“ So entstehen nicht nur schöne Bilder auf der Leinwand, sondern auch im Kopf und Herzen der Teilnehmenden.

Dies ist nur eines von vielen Erlebnissen, die die ausgebildete Kunsttherapeutin erzählen kann. In der Malgruppe komme es nicht auf das Ergebnis an, sondern auf die Freude am Malen. Die Malgruppe sei eine sehr erfüllende Aufgabe. Brigitte Heizmann betont: „Ich nehme doppelt so viel mit, wie ich an Zeit und Liebe in die Vorbereitung stecke. Mindestens.“

Bei den Teilnehmern kommt die Malgruppe gut an. Karl Berwarth sagt: „Ich komme sehr gerne zum Malen und es ist für mich eine schöne Abwechslung und unterhaltsam.“ Gertrudis Ordeschewski äußert: „Für mich ist das alles noch neu, weil ich noch nicht so lange dabei bin, aber in der Gemeinschaft unter Anleitung zu malen, das mache ich sehr gerne.“ Ihre Tochter sei ganz angetan gewesen, als sie ihr davon erzählte und diese die schönen Bilder betrachtete. Ilse Baumert betont: „Die Ruhe beim Malen gefällt mir, es bringt mir Entspannung.“ Nach den Malstunden könne sie nachts sogar immer besonders gut schlafen.

„Es berührt mich immer wieder, mit wie viel Freude diese Menschen ihre vielfältigen Werke gestalten“, berichtet Brigitte Heizmann, die seit 2016 im Servicehaus Sonnenhalde in Singen tätig ist und sich damals mit der Ausbildung zur Kunsttherapeutin selbst einen Herzenswunsch erfüllt hat. Die Bilder der Seniorinnen und Senioren würden Lebensfreude ausstrahlen. Mancher, der neu in die Gruppe komme, trage noch Sätze mit sich herum, die sich in der Schulzeit eingeprägt haben: „Ich kann gar nicht malen“, heiße ein solcher Satz. Wenn sich die Teilnehmer aufs Malen einlassen, seien sie danach in der Regel aber meist überrascht über das Ergebnis. „Motive ergeben sich beispielsweise aus den Jahreszeiten“, erklärt Brigitte Heizmann: etwa Frühlingsblumen oder Herbstblätter. „Besonders demenzkranken Menschen kann mit dem Malen ein anderer Weg geboten werden, mit ihrer Umwelt zu kommunizieren.“ Oft wecke das Malen auch gerade bei Menschen mit Demenz Erinnerungen und kurble manchmal auch Gespräche an früher an.